“i?” by Shahram Entekhabi
 

“i?”
by Shahram Entekhabi

Guest: Helmut Kandl Wien/Berlin

from 20th of March
to 21st of April, 2004

Vernissage:
Saturday, 20th of March 2004, 7pm

Opening hours: Mo-Sat, 12 - 7pm

In collaboration with
dem Haus der Kulturen der Welt (HKW) and NEXT- Interkulturelle Projekte

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Der in Berlin lebende, iranische Künstler Shahram Entekhabi präsentiert in der Zeit vom 20. März bis 10. April 2004 das Ausstellungsprojekt "i?" in der Galerie PLAY. Die Videoarbeit "Happy Meal" zeigt ein mit einem Tschador verhülltes, kleines Mädchen, das mit Wonne in einem McDonalds-Restaurant ein speziell für Kinder kreiertes Menue, ein sog. "Happy Meal" isst. Die Arbeit ist mit poppigen, islamischen Kindergesängen unterlegt, die dem Lob Allahs dienen. Die Arbeit konfrontiert nicht nur zwei gegensätzliche Konzeptionen von Kindheit, die westliche mit ihrem konsumeristischen Pragmatismus und die östliche mit ihrem auf das Jenseits gerichteten Heilsversprechen, sondern sie deutet auch die Dimension einer "dritten Kultur" an: Das Verhalten des kleinen Mädchens spricht von einer Symbiose dieser beiden Konzeptionen, so dass eine ganz neue Kultur entstehen kann.
 
“i?” by Shahram Entekhabi
 

Auch das aktuelle Video "i?" berührt einen verwandten Themenkomplex: in den Episoden wird ein Tag aus dem Leben des Protagonisten O erzählt, gespielt von Shahram Entekhabi. Das Video ist in Anlehnung an den Film “Film" von Samuel Beckett mit Buster Keaton in der Hauptrolle entstanden, den bereits Gilles Deleuze um Beleg seiner Unterteilung des Bewegungs-Bildes in Aktionsbild, Wahrnehmungsbild und Affektbild heranzieht. Wie sein Vorgänger “Film" behandelt “i?" den Komplex von Blicken und Erblickt-Werden, von Beobachtung und Wahrnehmung, in Reflexion auf das berühmte Diktum des irischen Bischofs Berkeley: “Esse est percipi" (Sein ist Wahrgenommen-werden). In Entekhabis Interpretation des Themas jedoch wird der Komplex um Selbst- und Fremdwahrnehmung erweitert durch eine migrantische Perspektive und die Frage nach Identität zwischen zwei Kulturen. Somit wechseln im Film die Perspektiven des Protagonisten und der Ka-mera beständig ab, bis auf die Schlussszene wird jedoch das Gesicht des O (und seines später auftauchenden “Zwillings") niemals gezeigt. In einem geschlossenen Kreislauf beginnt und endet der Film in der Wohnung des Protagonisten, wobei die Handlung jeweils um das Spiegelbild des O kreist.

Der 12-minütige Videofilm „Herr Karl aus Nemsa“ wird als eine Gemeinschaftsarbeit Shahram En-tekhabis mit Helmut Kandl präsentiert. Historische Archivaufnahmen vom Beginn des
20. Jahrhunderts aus dem Niederösterreichischen Landesmuseum zeigen Bilder aus dem islami-schen Kulturraum. Diese Bildfolgen, unterlegt mit Zitaten des Schriftstellers Karl May, simulieren dessen fiktive Reisen seiner Romane. Die Tonebene wird von Gebeten und religiösen Gesängen gebildet. Auch hier wird nach Differenzierung der einzelnen Nationalitäten und nach Vorurteilen geforscht.

Abschliessend wird das Ergebnis eines fünftägigen Workshops, den Shahram Entekhabi in Zu-sammenarbeit mit "Next- Interkulturelle Projekte" mit neun Jugendlichen realisierte, gezeigt. Es entstanden drei Filme, die sich auf die Arbeit „i?“ von Shahram Entekhabi beziehen und Fragen nach Identität, Selbstbild, Beobachtung und dem Beobachtet-Werden behandeln.
Die Ausstellung findet parallel zu dem Projekt "Entfernte Nähe. Neue Positionen Iranischer Künstler" im Haus der Kulturen der Welt (20.03.-02.05.2004) statt, an der Shahram Entekhabi mit der Installation "Kilid" beteiligt ist.


Thanks to Helmut Kandl; Next. Interkulturelle Projekte; Hermann-Köhl-Oberschule,
Berlin-Tempelhof; Haus der Kulturen der Welt, Niederöstereichisches Landesmuseum

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