Beim Betreten der Ausstellung
findet man einen leeren Raum vor. Die Voraussetzungen zur Erfahrung der
Installation sind Einsamkeit und Offenheit für Selbsterfahrung:
jeder ist in der Lage, sich der Situation zu stellen, in absoluter Einsamkeit
zu verharren und nachzudenken. Ein speziell entwickeltes Softwaresystem
erkennt den Körper und seine Stellung im Raum, der Raum selbst und
was darin passiert, wird für uns unmerkbar, überprüft.
Sobald wir uns bewegen, werden wir - irritiert oder neugierig - bemerken,
dass der Raum uns bzw. unserer Bewegung folgen wird. Wenn wir auf ihn zugehen
wollen, wird der Raum mitkommen.
Fortbewegung wird also unmöglich; in jedem Punkt wird der Blick auf
den Raum immer der gleiche sein bis man die Unmöglichkeit feststellt,
eine andere Blickweise zu erlangen.
Das Erdgeschoss und der Kellerraum der Galerie sind mittels einer Videokamera
gekoppelt, von oben werden die Geschehnisse in den Kellerräumen verfolgt.
Tullio Brunones Interesse gilt den modernen Kommunikationsmitteln, seine
Sprache waren schon immer die neuen Medien. Er nutzte in den 70-er Jahren
den ersten Videorecorder wie heute die digitalen Informatiktechnologien
und natürlich das Internet. Mit ihrer Hilfe untersucht er nach streng
begrifflichen Kriterien die Entstehung von Zeichen und Symbolen, ihre Stellung
und Relationen zueinander und im Raum. In seinem Werk macht Brunone auf
die gesellschaftlichen Veränderungen im Allgemeinen aufmerksam, im
Besonderen erforscht er seit den frühern 70-er Jahren den Einfluss
der multimedialen Sprache auf unser soziales Verhalten, welches wiederum
auf die politische, wissenschaftliche, soziale, künstlerische Entwicklung
Einfluss genommen hat. Seine poetische Anwendung der Technologien stellt
immer den Menschen in den Mittelpunkt.
Tullio Brunone, wie ein elektronische Schamane, führt uns dazu, während
dieser sinnlichen Reise unser Selbst zu erweitern und animiert uns zur
Suche nach dem wertvollsten Schatz, nach dem der Mensch strebt: unsere
wahre innere Stimme, unsere persönliche Stimme.
(nach Vittorio Fagone,Mirtha Paula Mazzocchi, Gabriele Perretta)
Tullio Brunone,
1946 in Alexandrien (Ägypten) geboren, lebt heute in Mailand. Er war einer
der Mitgründer der "Laboratorio di Comunicazione Militante" (Werkstätte
des Streitgesprächs) in den 70-er Jahren in Mailand.
Wichtige Arbeiten und Forschungsprojekte: Untersuchungen über die Sprache
und das Video; 1976 Biennale Venedig "Strategia d' informazione"; 1978
Palazzo della Permanente "L' arma dell' immagine"; 1989 Locarno, X
Video Art Festival "Assimetrie del tempo"; 1990 Roma, Palazzo delle
Esposizioni "Secondo movimento e pendolo, Eurovisioni"; 1991 Luzern,
Viper Festival "Terzo movimento" |